Offener Brief an Ministerpräsident Dr. D. Günther

Ich bin der Meinung, daß im Umgang mit der Corona Pandemie  die Bürger*innen des Landes mehr beteiligt und in Entscheidungsprozesse mit einbezogen werden sollten. Wir sollten die Krise als Chance für unser Land betrachten. Daher habe ich mich für einen offenen Brief an unseren Ministerpräsidenten entschieden.

 

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

zunächst möchte ich Ihnen meinen höchsten Respekt für Ihre Arbeit im Umgang mit der Corona-Krise aussprechen. Verantwortung zu übernehmen ist zumeist schwer aber in der jetzigen Zeit eine unglaublich hohe Bürde.

Mit diesem offenen Brief wende ich mich an Sie als Bürger Schleswig-Holsteins, als Unternehmer und als Mensch.

Wir alle sind betroffen und wir alle tragen unseren Teil dazu bei, diese schwierige Zeit bestmöglich zu überstehen. Zuweilen habe ich jedoch den Eindruck, dass in dieser schwierigen Zeit, so schnell man auch Entscheidungen treffen muss, einige Aspekte nicht genug Berücksichtigung finden.

1. Ich würde mir sehr wünschen, dass die aktuellen und kommenden Maßnahmen zur Lockerung, den Lebenswelten der Menschen in unserem Land besser angepasst werden. Der Schutz der Menschen steht unbedingt an erster Stelle, ja. Aber warum darf zum Beispiel unser Hochseilgarten nicht eröffnen, andere Geschäfte aber schon? Wir könnten durch ein Buchungssystem die Besucherzahl ganz genau regulieren, wir können Abstandsregeln sicher einhalten und bieten Schleswig- Holsteiner*innen ein pädagogisch wertvolles Freizeitprogramm im familiären Rahmen und an der frischen Luft. Vielleicht nicht systemrelevant, aber sicherlich genauso wichtig wie ein Interieur- oder Fahrradgeschäft
In vielen Geschäften, im Friseursalon oder im Bus sind die Abstandsregeln weitaus schwieriger umzusetzen. Meine Bitte: Legen Sie die Verhaltensregeln fest, aber überlassen Sie es den Experten*innen (uns den Unternehmer*innen, dem Gastronom oder der Hotelbesitzerin), ob und wie wir die Maßnahmen umsetzen können. Ein Gastronom mit einer großen Außenterrasse und einem guten Buchungssystem kann die jetzigen Verhaltensregeln und Sicherheitsmaßnahmen vielleicht perfekt erfüllen, hat aber keine Handlungsfreiheit und darf nicht öffnen!
Schenken Sie uns Ihr Vertrauen und setzen Sie auf die Eigenverantwortung der Bürger*innen, der Unternehmer*innen, der mündigen Menschen in diesem Land.

2. Unterstützen Sie uns, die Bürger*innen mit einfachen, unbürokratischen Maßnahmen. Die Mehrwertsteuer sollte zumindest in diesem Jahr für alle betroffenen Unternehmen auf 7% gesenkt werden. Und zwar nicht nur für Gastronomen, sondern auch für die Anbieter von Freizeitaktivitäten, die kleinen Geschäfte und weiteren betroffenen Unternehmensbereichen.
Unterstützen Sie die Kreativität der Menschen in diesem Land. Gemeinsam mit einem Kinobetreiber möchten wir in der Zeit der Krise ein Autokino auf unserem Waldparkplatz auf die Beine stellen. Es wäre für Bürger*innen im Kreis eine willkommene, absolut sichere Abwechslung im eingeschränkten Lebensalltag – aber – die Behörden in Schleswig-Holstein haben unsere Bemühungen zunichte gemacht. Warum?

Dies ist nur ein Beispiel, aber es gibt viele, viele weitere Ideen, Projekte und Hilfsangebote, die an den strikten und unflexiblen Verordnungen scheitern. Geben Sie Ihren Beamten mehr Entscheidungsspielraum, um die Krise als Chance zu sehen. Viele kleine Verordnungen könnten gelockert werden, auch gerne vorrübergehend. Und die Experten*innen für diesen Bereich sind Ihre Mitarbeiter*innen, die Angestellten und Beamte in diesem Land.

3. Die Bundesregierung sollte einheitliche Richtlinien für alle Bundesländer festlegen, aber jedes Bundesland ist anders und keiner kennt seine Region, seinen Stadtteil oder sein Dorf besser als die Menschen vor Ort. Holen Sie sich die Ideen der kreativen Menschen, der Macher*innen und Vorreiter*innen in diesem Land ab. Wo ist der Platz für die Ideen und Lösungsansätze der Menschen. Warum finde ich keinen Button „Eure Ideen“ auf der Homepage der Landesregierung?

Wir sitzen alle in einem Boot und in einem Sturm kann der Kapitän das Schiff nicht alleine manövrieren. Lassen Sie uns gemeinsam mit kreativen Leuchtturmprojekten Vordenker und Vorbild auch für andere Bundesländer und Staaten sein. Und ja, immer unter Berücksichtigung der aktuellen und wichtigen Schutzmaßnahmen der Bundesregierung.

Und bitte sorgen Sie für eine schnelle Soforthilfe und die schnelle Auszahlung des Kurzarbeitergeldes an alle betroffenen Unternehmen.

Ich wünschen Ihnen als Entscheidungsträger die nötige Kraft, aber auch die Ruhe und Besonnenheit, die bestmöglichen Entscheidungen für unser Land und eine starke Demokratie zu treffen.

Hochachtungsvoll
Henning Rohweder (Dipl.Sozialpädagoge)